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Mythen und Fakten über alternative Krebstherapien

| News Witten

Chefarzt informierte bei Medizin konkret

 

Alternative und komplementäre Behandlungsmethoden bei Krebs standen im Mittelpunkt der Patientenveranstaltung Medizin konkret im Evangelischen Krankenhaus Witten, das zum Evangelischen Verbund Augusta Ruhr gehört. Dr. Christoph Hackmann, Chefarzt der Klinik für Onkologie und Hämatologie, beleuchtete unter dem Titel „Methadon, Mistel & Co.“wissenschaftliche Fakten und verschiedene Mythen rund um Alternativmedizin in der Krebstherapie.

Im Zentrum des Abends standen zwei besonders häufig diskutierte Mittel: Mistelund Methadon. Während Mistelextrakte von vielen Patientinnen und Patienten als ergänzende Maßnahme genutzt werden, ist ihre Wirkung auf den Krankheitsverlauf im Sinne einer Überlebensverlängerung wissenschaftlich nicht belegt. „Mistel kann das Wohlbefinden steigern, Krebs heilen kann sie nicht“, betonte Dr. Hackmann. So zeigen Studien, dass die Misteltherapie die Lebensqualität positiv beeinflussen kann, auf die Tumorentwicklung jedoch keinen nachweisbaren Effekt hat.

Anders verhält es sich bei Methadon, das als Schmerzmittel oder in der Substitutionstherapie bei Drogenabhängigen eingesetzt wird. Auch hier fehlen bislang wissenschaftliche Belege für eine tumorhemmende Wirkung in kontrollierten Studien am Menschen. „Ergebnisse aus Zellkulturen und Tierexperimenten können nicht direkt auf den menschlichen Organismus übertragen werden. Auch lassen Fallbeobachtungen ohne Kontrollgruppen keine verlässlichen Schlüsse zu", ergänzte Dr. Hackmann. Zudem sind die Nebenwirkungen - wie bei allen Opiaten - nicht zu unterschätzen: Übelkeit, Verstopfung, starke Sedierung, Herzrhythmusstörungen und Atemaussetzer können je nach Dosierung auftreten. „Methadon ist kein Wundermittel in der Krebstherapie, hat aber in der Schmerztherapie durchaus einen Stellenwert in bestimmten Situationen. Es gehört aber in erfahrene Hände“, warnte der Chefarzt. Eine erste kontrollierte, wissenschaftlich hochwertige, Studie im Hinblick auf eine etwaige Wirkung gegen Krebs liefe gerade beim Dickdarmkrebs. Deren Ergebnisse würden mit Spannung erwartet.

Dr. Hackmann machte deutlich, dass Komplementärmedizin keine Alternative zur schulmedizinischen Krebstherapie darstellt. So können Akupunktur, Yoga oder Bewegungstherapie dabei helfen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu steigern, sie ersetzen aber keine leitliniengerechte Behandlung. „Wer sich für ergänzende Methoden interessiert, sollte genau hinschauen, seriöse Quellen prüfen und sich ärztlich beraten lassen“, empfahl er. Verlässliche Informationen bieten zum Beispiel das Deutsche Krebsforschungszentrum oder die Deutsche Krebsgesellschaft.

Zum Abschluss fasste Dr. Hackmann zusammen: „Komplementäre Maßnahmen können unterstützen, aber nicht ersetzen. Wer ausschließlich auf Alternativmedizin setzt, riskiert wertvolle Zeit und damit auch seine Heilungschancen.“

Die nächste Veranstaltung der Reihe „Medizin konkret“ findet am 19. November 2025 um 17 Uhr im EvK Witten statt. Dann spricht Matthias Blase, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, über „Schilddrüsenknoten – Kontrolle, Operation und Alternativen“.