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Liaisondienst im EvK feiert 10. Geburtstag

| News Witten

Besonderes Angebot stellt Weiterversorgung von älteren Patienten sicher

Kein geriatrischer Patient über 75 Jahre soll nach seinem Krankenhausaufenthalt unversorgt nach Hause entlassen werden – das hat sich das Evangelische Krankenhaus Witten auf seine Fahnen geschrieben und deshalb im Jahr 2015 den Liaisondienst ins Leben gerufen. Damals zählte das EvK noch zu den wenigen Krankenhäusern in der Region mit einem solchen Angebot. Heute, zehn Jahre später, ist der Liaisondienst längst unverzichtbar geworden. „Traditionelle Familienstrukturen wie früher werden immer seltener. Viele Menschen sind im Alter einsam und haben niemanden, der sich um ihre Versorgung kümmert. Hier setzen wir an“, erklärt Liaisonkraft Frank Hübner.

Um eine häusliche Unterversorgung zu erkennen, erfolgt im EvK bei geriatrischen Patienten ab 75 Jahren schon bei ihrer Aufnahme standardmäßig ein ISAR-Screening („Identification of seniors at risk“). Dahinter verbirgt sich ein kleiner Fragenkatalog, der den individuellen Versorgungsbedarf erfasst. Etwa 4000 Patientinnen und Patienten wurden im vergangenen Jahr auf diese Weise gescreent – bei über 60 Prozent war der Einsatz der Liaisonkraft gefragt. „Diese Zahlen zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist“, sagt Frank Hübner, der all diesen Patienten einen Besuch abstattet. In einem zwanglosen Gespräch mit ihnen und ihren Angehörigen ermittelt die examinierte Pflegekraft schließlich die häusliche Situation und den nötigen Hilfebedarf. So empfiehlt er etwa die Verordnung von Hilfsmitteln wie Rollator, Toilettenstuhl, Duschhocker oder die Beantragung eines Pflegegrades. „Wir denken schon bei der Aufnahme an die Entlassung. So kann ein Patient, der einen hohen, bisher nicht abgedeckten Hilfebedarf hat, sicher sein, dass eine bestmögliche Versorgung und Unterstützung eingeleitet wurde“, sagt Frank Hübner.

Idee entstand im Netzwerk Geriatrie

Die Idee zum Liaisondienst war mit der Gründung des damaligen EVR Netzwerks Geriatrie entstanden. Das Netzwerk wird inzwischen unter dem Dach des Ev. Verbunds Augusta Ruhr fortgeführt und sieht seine Aufgabe damals wie heute darin, älteren Menschen vom Tag ihrer Krankenhausaufnahme bis zur Weiterversorgung nach der Entlassung zur Seite zu stehen. Wie das bestmöglich gelingen kann, loten die Netzwerkpartner bei regelmäßigen Treffen wie dem Qualitätszirkel aus. Erste Früchte dieses Netzwerkens waren damals klar gekennzeichnete Patientenmappen, die Patienten von der Pflegeeinrichtung über den Rettungsdienst ins Krankenhaus oder vom Krankenhaus zum ambulanten Pflegedienst begleiten und die sich bis heute bewährt haben. Denn in den Mappen finden alle an der Versorgung Beteiligten auf einen Blick sämtliche benötigten Unterlagen – von Vorerkrankungen bis zur Medikamentierung. So kann ohne Verzögerung mit der Behandlung begonnen werden. Es sind oft Kleinigkeiten, allerdings mit großer Wirkung. Und die will der Liaisondienst auch weiterhin in den Blick nehmen – um mögliche Lücken im Versorgungsnetz zu schließen. „Viele Patienten und auch Angehörige sind sehr dankbar, dass sie in ihrer Notsituation und manchmal auch Überforderung nicht allein gelassen werden. Das ist ein großer Motor, weiterzumachen“, sagt Frank Hübner.

Frank Hübner hat den Liaisondienst im EvK Witten vor zehn Jahren mit aus der Taufe gehoben.