Für die Mitarbeitenden der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel war es ein ungewohntes Gefühl – nach drei Jahren wieder einmal in großer Gruppe an einer Mitarbeiterversammlung teilzunehmen. Coronabedingt hatte man auf diese Zusammenkünfte verzichten müssen und Corona war auch das erste Thema, das Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter auf seiner Liste hatte. Mit spürbarer Erleichterung stellte er fest, dass die Phase der Pandemie überwunden und Corona nun zu einer für alle beherrschbaren Erkrankung geworden ist. Doch die finanzielle Bilanz für 2022 fiel ernüchternd aus: Zum ersten Mal seit 30 Jahren verzeichnet die Ev. Krankenhausgemeinschaft am Ende eines Jahres ein Minus als Jahresergebnis.
„Ohne staatliche Unterstützung haben wir keine Chancen dieses Minus auszugleichen“, stellte Heinz-Werner Bitter weiter fest. Explodierende Energiekosten, eine Inflationsrate von über 10 Prozent, steigende Sach- und Personalkosten sorgen für eine Negativ-Spirale. Fehlende Fachkräfte und gestörte Lieferketten tragen ebenfalls zu einer Erhöhung der Belastung bei. Dazu lässt ein mit 4,32 % extrem gering bemessener Landesbasisfallwert allen Krankenhäusern in NRW wenig Chancen, eine gesunde Kostenbalance zu erreichen. Einzige Ausnahme sind die Universitätskliniken, die bereits eine deutliche Subvention durch den Staat erhalten haben.
Vor diesem Hintergrund sind die Fusionspläne der Ev. Krankenhausgemeinschaft mit der Diakonie Ruhr, der Ev. Stiftung Augusta und dem Ev. Krankenhaus Gelsenkirchen von großer Bedeutung. Auf diese Weise plane man, gemeinsam eine Stärkung in der medizinischen und ökonomischen Ausrichtung zu erfahren. „Der Prozess ist im vollen Gange“, betonte Heinz-Werner Bitter am Ende seiner Ausführungen.
Dennis Klaebe, der neue Verwaltungsleiter im EvK Witten, blickte in seinem Beitrag auf die vergangenen drei von Corona geprägten Jahre zurück, die er noch in seiner Funktion als Pflegedienstleiter erlebt hat. Trotz der herausfordernden Zeit sei es gelungen, zukunftsweisende Projekte auf den Weg zu bringen, auch weil die Mitarbeitenden zusammengerückt und Personalausfälle im Team mit viel Einsatz aufgefangen haben, lobte Dennis Klaebe. So gehören inzwischen die elektronische Patientenakte, das digitale Kurvenblatt und die digitale Erfassung der Vitalparameter zum Stationsalltag. Unter anderem mit der Einführung einer Cockpit-Sprechstunde in der Notaufnahme soll die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. Darüber hinaus ist geplant, das Behandlungsspektrum um die Neuro-Geriatrie zu erweitern. Zudem hat das EvK Witten den Weg zum Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus eingeschlagen.
Silke Hansen, Leitung Qualitätsmanagement, sorgte bei der Mitarbeiterversammlung dafür, dass das Thema Qualitätssicherung und -entwicklung nicht aus dem Blick geriet. Sie verwies auf die in diesem Jahr anstehende Gesamtzertifizierung aller Standorte der Ev. Krankenhausgemeinschaft. Damit setzte sie ein deutliches Signal, dass bei allen Belastungen die qualitativ hochwertige Behandlung der Patient*innen stets im Blickpunkt bleibt.